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BvCM Arbeitskreis Insolvenzpraxis traf sich in Hamburg bei AON
Es ist und bleibt ein unbeliebtes Thema: Obwohl sich spätestens seit der Einführung verschärfter Regelungen im Mai vergangenen Jahres alle Unternehmen intensiv damit befassen mussten, ist der Datenschutz trotz oder gerade wegen seiner Wichtigkeit und Notwendigkeit ein Bereich, der viele verunsichert – zu komplex, zu kompliziert, zu unklar die Handhabung.
Beim jüngsten Treffen des Arbeitskreises Insolvenzpraxis des Bundesverbands Credit Management (BvCM) am 21. Februar 2019 bei der AON Versicherungsmakler Deutschland GmbH in Hamburg brachte RA Matthias Marzluf Licht ins Dunkel und vermittelte den Teilnehmern die positive Botschaft: Es ist doch alles gar nicht so schlimm.
Die wohl größte Herausforderung bei der Verarbeitung und Archivierung von Kundendaten stellt laut Marzluf das Spannungsverhältnis zwischen den datenschutzrechtlichen Anforderungen zur Löschung sensibler Daten und dem Erfordernis, diese im Falle einer Insolvenzanfechtung bereitstellen zu können und ergo Zugriff darauf zu haben, dar. Marzluf erläuterte, wie dieser Balanceakt gelingen kann: Indem zum einen von den Kunden die erforderlichen datenschutzrechtlichen Einwilligungen eingeholt, zum anderen die zeitlichen Vorgaben zur Löschung personenbezogener Daten berücksichtigt werden.
Arbeitskreisleiter RA Michael Schmidt konzentrierte sich in seinem Vortrag auf aktuelle Entwicklungen des reformierten Anfechtungsrechts, denn inzwischen gibt es erste Gerichtsentscheidungen nach neuem Recht. Insbesondere auf ein Urteil des Landgerichts Aachen ging RA Schmidt ein und gab darüber hinaus wertvolle Praxishinweise, wie im bei Kunden mit Liquiditätsengpässen zur Vermeidung einer Insolvenzanfechtung vorzugehen ist. Nach seiner Einschätzung sind die ersten positiven Signale aus der Rechtsprechung über einen durch die Anfechtungsreform angeschobenen Mentalitätswechsel beim Thema Insolvenzanfechtung zu verzeichnen. Gastgeber Kai Engelsberg gab indes einen Einblick in das Thema Lieferantenkredit und erklärte detailliert und verständlich, welche Faktoren bei der Vergabe eine Rolle spielen.
Stehen wir vor einer Insolvenzwelle? Eine Frage, die auch Michael Bretz vom Verband Creditreform nicht sicher zu beantworten vermag. Jedoch ist es ihm möglich, die Eintrittswahrscheinlichkeit der von etlichen Marktteilnehmern prognostizierten Anstieg an Insolvenzen einzuschätzen: Anhand zahlreicher anschaulicher Grafiken lieferte er umfassende Hintergrundinformationen zur Überschuldungs- und Insolvenzsituation von Verbrauchern und Unternehmen in Deutschland – in einem Exkurs ebenfalls auf europäischer Ebene -, die eine eigene Beurteilung möglich machten. Bretz selbst rechnet mit einem moderaten Anstieg an Insolvenzen. Darüber hinaus waren Bretz‘ durch detailliertes Zahlenmaterial untermauerten Ausführungen zu den wirtschaftlichen Auswirkungen des Brexits für die Teilnehmer von großem Interesse.
Eine gut organisierte, kurzweilige Veranstaltung mit kompetenten Referenten und interessanten Themen, so das Fazit der zahlreich erschienen Credit Manager.